STELLUNGNAHME DER BAND DESTROYÉR ANLÄSSLICH DES FLYERS FÜR DAS KONZERT AM
26.JULI IN DARMSTADT IN DER OETINGER VILLA
Wir von der Band DESTROYÉR möchten klarstellen, daß der Flyer für das Konzert in der Oetinger Villa in Darmstadt am 26. Juli, auf dem die Enthauptung einer Frau dargestellt wird, einzig und allein von UNS angefertigt und vervielfältigt wurde. Der Flyer wurde weder von Seiten der Veranstalter noch von Seiten der anderen Bands/Künstler autorisiert, geschweige denn daß sie den Flyer vorher überhaupt zu Gesicht bekamen. An dieser Stelle möchten wir zum Ausdruck bringen, dass es uns leid tut, dass Dirk als Veranstalter, die Oetinger Villa, FEAR OF GOD und Johannes Giesemann mit dem Flyer und den damit einhergehenden Querelen in Zusammenhang gebracht wurden. Der Flyer ist im Internet unter dem folgenden Link einzusehen: http://www.fearofgod.ch/09_statements/destroyerflyer.jpg Des weiteren verzichten wir darauf an dem Abend aufzutreten. Diese Entscheidung haben wir allein deswegen getroffen, weil Dirk sich massivster Anfeindungen, Beschuldigungen und Beschimpfungen ausgesetzt sieht und wir ihn dadurch aus der Schusslinie bringen möchten. Die Absage unsererseits hat nichts damit zu tun, daß irgendwelche Leute an Dirk herangetreten sind und von ihm verlangt haben uns nicht spielen zu lassen. Bezeichnenderweise sind wir selbst von niemandem bisher angesprochen worden. Dirk selbst lehnt den Flyer ab und distanziert sich von ihm, aber er hat sich in einer vernünftigen Art und Weise mit uns auseinander gesetzt und unseren Standpunkt dazu verstanden, auch wenn er nicht in allen Teilen mit uns übereinstimmt. Aber das verlangen wir auch nicht, weder von ihm noch von anderen. Es kann aber nicht angehen, daß er sich beschimpfen und bedrohen lassen muß, nur weil er uns weiterhin spielen lassen will und unsere Sichtweise darlegt und verteidigt. Genauso wenig ist es zu tolerieren, daß uns Gewalt angedroht wird sollten wir das Konzert spielen. Wir haben unserseits weder zur Gewalt aufgerufen noch drücken wir uns vor unserer Verantwortung als „Künstler“ zu Vorwürfen und Kritik Stellung zu nehmen. Dazu gehört aber auch, daß die Leute auf uns zugehen und mit uns reden, anstelle über uns und andere vorab zu richten und Gewalt anzudrohen. Diese Leute sind in diesem Moment um keinen Deut besser als die gegen die sie sonst immer zu Felde ziehen. Diese ganze Geschichte bestätigt uns nur darin, daß wir nie und nimmer ein Teil dieser Szene waren, sind und sein werden. Der einzige Grund warum wir uns innerhalb dieser Szene bewegen ist unsere Musik, ideologisch betrachtet trennen uns Welten, und genau hier liegt der Hund begraben. Im folgenden eine rein persönliche Sicht der Dinge zu dem Vorwurf , dass der Flyer sexistisch ist: Beim Anblick des Flyers bzw. des darauf enthaltenen Bildes mußte ich auch schlucken. Ich selbst finde das Bild abstoßend und es löst unangenehme Gefühle in mir aus, was vorrangig rein persönliche Gründe hat, und ich persönlich hätte dieses Bild niemals für einen Flyer verwendet. Des weiteren habe ich mich gefragt, was empfindet eine Frau, die sexuelle Gewalt am eigenen Leibe erfahren hat, nach Ansicht dieser Zeichnung? Was denken generell Frauen über dieses Motiv? Sicherlich kann dieses Bild unangenehme Gefühle hervorrufen, so wie bei mir auch, und eventuell werden Opfer von sexueller Gewalt wieder an das Erlebte erinnert. Auf den ersten Blick ist das sicher sehr schlimm und es tut mir auch leid wenn dieses Bild solche Gefühle hervorruft/hervorgerufen hat. Auf der anderen Seite existieren Gewalt und sexuelle Gewalt und es bringt nichts sie totzuschweigen oder zu versuchen eine künstliche heile Welt aufzubauen, in der es keine Gewalt gibt oder überhaupt nicht geben darf.. Das funktioniert nicht. Man(n) und Frau müssen sich dem stellen und damit auseinandersetzen und daher habe ich mein Ok zu dem Flyer gegeben, denn das Bild stellt etwas dar, was allgegenwärtig ist: Gewalt gegen Frauen. In diesem Fall ist der Flyer das Medium, genauso wie es Plattencover und Texte von Bands (ich sag nur Crustcore!) oder das Fernsehen und Zeitungen sein können. Die Sache hat nur einen Haken, denn ich muß zugeben das ich speziell bei diesem Flyer einige Punkte übersehen und auch die Wirkung unterschätzt habe. Da ist zum einen die Zeichung selbst, die aussieht als hätte sie ein 10jähriges Kind gezeichnet. Im Verbund mit den offensichtlich (selbst-) ironischen Bandbeschreibungen und den weiteren Zeichnungen (Pistole schießt auf DESTROYER, Peace- und Anarchiezeichen etc.) und der Tatsache, das dies eigentlich "nur" als Werbung für ein stinknormales Konzert dienen soll kann ich durchaus verstehen daß der Eindruck entsteht, das hier allzu sorglos mit dem Thema "Gewalt gegen Frauen" oder auch allgemein „Gewalt“ umgegangen wird und es verharmlost/instrumentalisiert wird. Dem ist, wie weiter oben beschrieben, jedoch nicht so und war auch nicht die Intention, ganz im Gegenteil. Der Flyer ist auf jeden Fall eine Provokation und auch als solche gedacht, nur hätten wir z.B. ein anderes, besser gezeichnetes Bild verwenden können um die Message direkter rüberzubringen. Das bedeutet nicht dass wir keine Gewaltdarstellung welcher Art auch immer hätten verwenden "dürfen", denn die Leute sollen ja zum Nachdenken und zur direkten Auseinandersetzung mit dem Thema angeregt und PROVOZIERT werden. Den Flyer aufgrund dieses Mangels jedoch gleich als sexistisch zu brandmarken, empfinde ich als unangemessen und übertrieben und läßt unter Umständen auf eine unreflektierte und oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Thema und dem Flyer schließen. Differenzierung tut Not. Wir hoffen, daß das Konzert trotzdem stattfinden wird, in welcher Form auch immer. Es ist klar, daß es dann unter einem ganz anderen Stern stehen wird. Aber dort besteht dann die Möglichkeit zur Diskussion, der wir uns auch stellen werden. Wer sich vorab schon mal an uns wenden will schaut bei www.killorama.de vorbei und/oder schickt uns eine Email an die extra dafür eingerichtete Emailadresse kummerkasten@killorama.de Steffen/DESTROYÉR. 18. Juli 2003 PS: hier noch eine Stellungnahme zu den Sexismus und Antisemitismusvorwürfen von unserem Gitarristen Matthias, der den Flyer gemacht hat, hinter dessen Aussage die Band zu 100% steht: „.....und man kann sagen dass der flyer geschmacklos aussieht.......aber sexistisch und antisemitisch!? "antisemitisch".......wahrsch. wegen dem "holocaustic violencecore" als musikbeschreibung? das kommt klaro sehr "provo", aber wo wird denn dabei der holocaust irgendwie gutgeheissen?? kennt ihr "saturday night holocaust" von den DEAD KENNEDYS? zum bildchen: ich finds ja auch ziemlich hart....aber.......sexistisch fänd ich, wenn sowas verharmlost wäre..... vom prinzip her ist das eigtl. ganz simpel: es gibt doch genug lachende kinder in der werbung.......(am besten aus afrika, wo alle ganz glücklich sind wie "gut" es denen geht).....warum muss immer alles so positiv dargestellt sein? ich dachte immer, wenn man punkrock machen will muss man zeigen, dass alles scheisse ist, oder?!.....alle positive darstellung wäre doch "heile welt"! das problem des flyers ist doch in wirklichkeit nicht dass er sexistisch ist, sondern dass er einfach zu drastisch ist...........wenn beispielsweise eine FRAU drauf wäre, die dem TYPEN den kopf abhaut, dann fänd ich das in der realität vielleicht besser, aber das wäre doch eher "wunschtraum" und unwahrscheinlicher (na gut, "besser" vielleicht auch nicht, aber es wäre zumindest mal ein "ausgleich" in einer welt wo "noralerweise" der mann gewalt an der frau übt!)........... wenn man den zustand/ die missstände der gesellschaft (z.b. die rolle der frau in ihr) zeigen will, dann tue man dies bitte mit den errigiertesten, übelriechendsten mittelfingern, die 2 hände zustandebringen!!!!!! man sollte sich nicht darüber aufregen, sondern über die gewalt selbst, und wie diese in der welt verharmlost wird. sexuelle gewalt ist kein spaß!!“ matthias (DESTROYÉR!) |